„Contemplation“: In der Antike noch ein Weg, über die Sinnhaftigkeit des Lebens nachzudenken und den Göttern näherzukommen, bedeutet es heute Achtsamkeit und Selbstoptimierung, die bewusste Gestaltung des Lebens. Musik ist dabei zentral, beeinflusst sie doch Stimmungen und Emotionen. Und genau die erlebte man wie so viele Male zuvor, beim rund zweistündigen Konzert des 36. Jazz-Symposiums am Ganztagsgymnasium Osterburken (GTO), organisiert von Patrick Penndorf.
Die zum Teil weit angereisten jungen Musikerinnen und Musiker legten sich vor prall gefüllter Aula wieder so richtig ins Zeug. So jazzte neben dem GTO das Kopernikus-Gymnasium aus Aalen-Wasseralfingen unter der Führung von Simone Eiberger, das Peutiger-Gymnasium aus Ellwangen unter der Leitung von Bernhard Schwarz und das Ganerben-Gymnasium aus Künzelsau unter der Führung von Ralf Bechtel.
Wie jedes Jahr hatte das Symposium einen besonderen Charakter. Und das nicht nur, weil es zum letzten Mal im Hauptgebäude des Osterburkener Gymnasiums stattfand. Bernhard Schwarz dankte dann auch im Namen aller Schulbigbands Penndorf für dessen Einladung.
Nach dem Aufbau am Morgen stand die Probe des gemeinsamen Stückes in der GTO-Aula auf dem Programm. Am frühen Nachmittag stellten sich die eingeladenen Dozenten in Form eines kurzen Konzerts vor. Dann verteilten sich die Teilnehmer letztlich zweimal in unterschiedliche Combos oder Improvisations-Kurse, die den Nachmittag füllten. Hier konnten die jungen Talente so manchen Impuls ihrer erfahrenen Dozenten aufgreifen.
Und sie griffen die Impulse auf! Ab 19.00 Uhr zeigten die jungen Musikerinnen und Musiker im Abschlusskonzert in der GTO-Aula ihr jazzig-grooviges Können. Und das konnte sich wahrlich hören lassen. Prasselnder, lang anhaltender Beifall quittierte die Instrumental-, Gesangs- und Solobeiträge aller Interpretinnen und Interpreten, die dem begeisterten Publikum ein breites Potpourri präsentierten.
Nach einem schmissigen Intro der Big Band aus Künzelsau begrüßte die schon davon sichtlich begeisterte Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel die auswärtigen Big Bands, die GTO Big Band unter der Leitung von Patrick Penndorf, die Ehemaligen-Big Band des GTO unter der Führung von Gernot Ludwig, die GTO-Kiddies – Band, die Vertreter der Stadt und der Sponsoren.
Ferner galt ihr Gruß dem Münchner Jazzmusiker und Pianist Felix Schmid, dem Komponisten des gemeinsamen Stückes „Contemplation“ (Hingebung, Hingabe). Für den griechischen Philosophen Platon war gerade die Musik der programmatische Schlüssel zu allem. Nach ihm hätte jedes Kind vor allem Musik lernen müssen. Und gelernt hatten die jungen Interpreten des Abends. Platon hätte sich mit Sicherheit an diesem Abend den Klängen hingeben können und zufrieden gezeigt über das, was er hier zu hören bekam.
Krudewig-Bartels bedankte sich beim Wahlmünchner und ehemaligen GTO-Schüler, Komponisten und Multi-Holzbläser Johannes Ludwig (Saxophon), der die nachmittäglichen Workshops organsiert hatte.
Ihr Dank galt auch den weiteren engagierten Dozenten Michael Kussinger (Gesang), Florian Ehlers (Gitarre), Katharina Pfeifer (Saxophon), Marco Diewald (Klavier), Michael Haas (Posaune) und Ilja Tarnopolskij (Schlagzeug). Einige Dozenten waren bereits an der Schule zu Gast, sie alle verbindet ihr zum Teil bereits langjähriges Arbeiten mit Schülerinnen und Schülern und ihre große pädagogische und musikalische Erfahrung.
Zugleich dankte die Schulleiterin des GTO dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL), der Schulstiftung Baden-Württemberg sowie den treuen außerschulischen Partnern des Symposiums: dem AZO Osterburken, der Sparkasse Neckartal-Odenwald, der Volksbank Kirnau-Krautheim, der Firma Mütsch Fertigungstechnik, der Rüdinger Spedition, dem schulischen Bildungspartner Würth sowie dem Steuerbüro Klonk. Ebenso erwähnte sie die zahlreichen Helfer, Techniker und sonstigen schulischen Unterstützern, die zum Gelingen der Veranstaltung betrugen. Begeistert zeigte sie sich über das Titelbild des diesjährigen Symposiums, das Madeleine Ripsam (JG1) entworfen hatte.
John Lennon, so Regina Krudewig-Bartel, habe einmal sinngemäß gesagt, Musik bringe Menschen zusammen und verbinde sie auf eine einzigartige Weise. Sie bringe Lebensgenuss, so Krudewig-Bartel abschließend, in das Konzert überleitend.
Die Künzelsauer sorgten mit den Titeln „Any Way You Want It“, „Sucker“ sowie „Rock You Like a Hurricane“ für einen groovigen Konzertbeginn und gewannen sofort die Herzen (und den Beifall) des zahlreich erschienenen Publikums.
Anschließend machte die GTO Kiddies Band mit dem „C Jam Blues“ schwungvoll weiter. „Mercy, Mercy, Mercy“ rundete den Beitrag ab.
Es folgte die Big Band aus Ellwangen. Obwohl klein an Zahl, überzeugten die Schülerinnen und Schüler von der Jagst mit ihrem „Coldplay-Medley“. Besonders Querflöte und Tuba sorgten für einen ganz speziellen und einmaligen Sound.
Im Anschluss begeisterten die Sängerinnen und Sänger des Gesangsworkshops mit dem traditionellen afrikanischen Lied „Djigbo“ sowie dem Cohen-Klassiker „Hallelujah“. Dabei wurden sie auf der Gitarre von ihrem Workshopdozent Michael Kussinger begleitet.
Die Sequenz der vielfältigen und starken Beiträge der Gastschulen wurde konsequent, aber keineswegs unpassend, durch ein intensiv-grooviges Intermezzo der spielfreudigen Ehemaligenband aufgeteilt. Es erklangen „Soul Squeeze“, „Swingin’ Low“ und „Reptile“. Die Mischung aus kreativen, anspruchsvollen Improvisationen und wuchtigen Tuttiteilen zeigte die musikalische Souveränität des Ensembles.
Den zweiten Teil eröffnete das bereits zum vierten Mal beteiligte Kopernikus-Gymnasium mit ihren mitreißenden Beiträgen „Blinding Lights“, „Rolling in the Deep“ und „25 or 6 to 4“. Besonders bemerkenswert war die starke Präsenz der zahlreichen Solistinnen und Solisten, die während der Stücke improvisierten.
Der Gastgeber, die GTO Big Band, hatte zwei Titel in Petto. Beim Latin Jazz-Klassiker „Sunny“ von Bobby Hebb zeigte Parissa Ghiasvand Ghiasi mit ihrem gelungenen Solo eindrucksvoll, wie schnell sie auf dem Vibraphon musikalisch „heimisch“ wurde, nachdem sie erst vor ein paar Wochen mit dem Spielen dieses Instruments begonnen hatte. Ebenfalls überzeugten solistisch Linus Zeier (Gitarre) sowie Samuel Gramlich (Altsaxophon). Anschließend swingte die Band in Count-Basie-Manier zu „Jumpin’ at the Woodside“.
Am Ende des Konzerts dirigierte Felix Schmid sein Auftragswerk „Contemplation“, welches erstmals im Massengroove der vier Bands zu hören war. Mehrere Improvisations-Soli der beteiligten Schülerinnen und Schüler aller Gymnasien krönten den zweifellosen Höhepunkt des Abends.
In der Aula des GTO kamen in den letzten Jahrzehnten Bands von mehr als 60 Schulen Baden-Württembergs und tausende von jungen Musikerinnen und Musiker zusammen, um gemeinsam den Jazz zu feiern. Den kreativen Impetus gaben Anfang der 80er Jahre die Symposium-Begründer Gernot Ludwig und Bernd Reißfelder. Sie hatten die Grundidee, Treffen der Jazzbands von Nachbarschulen zu organisieren. Die Genese und Umsetzung ihrer Visionen fußte dabei auf dem Leitbild des GTO.
Und diesmal sicher: Abschied zu nehmen heißt immer auch, sich auf neue Wege zu begeben. Die GTO Bigband und die ganze Schulgemeinschaft machen sich auf den Weg. Sie blicken mit Freude voraus auf die Möglichkeiten, die die neuen Räumlichkeiten ganz sicher mit sich bringen. Auf das spannende und kreative 37. Jazz-Symposium im 60. Jahr und im neuen Gebäude des GTO kann man sich bereits heute freuen.