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“Mordsspaß” am GTO – Arsen und Spitzenhäubchen füllt die Aula

    GTO. Unter großen Andrang fand am Sonntag in der Aula des Ganztagsgymnasiums Osterburken (GTO) zum dritten und letzten Mal eine Neuauflage des 2013 erfolgreich aufgeführten Theaterstücks „Arsen und Spitzenhäubchen“ statt.

    Die Theater-AG des GTO unter der Leitung von Florian Pechbrenner hatte erneut zum „Familientreffen“ geladen. Doch wer ein harmloses Kaffeekränzchen bei harmlosen, alten Tanten erwartet, hat sich gewaltig geschnitten. Denn dem Zuschauer wird buchstäblich ein „Mordsspaß“ geboten.

    Dieses Familientreffen hat es wirklich in sich: Da gibt es zum einen zwei alte, schrullige und redselige Damen, Abby und Martha Brewster, gespielt von Ina Schneider (9c) und Amelie Ohnsmann (9b), die es sich zur Aufgabe gemacht haben, einsame Männer für sie gänzlich unerwartet und ungewollt mittels eines Gläschen Weins, liebevoll versetzt mit einer köstlichen Prise Strychnin, einem Schuss Arsen und einem Löffelchen Zyankali, von ihren „Lebensleiden“ zu erlösen.

    Dann gibt es deren Neffen Teddy Brewster, gespielt von Mata Dizigov (9b), der sich, geisteskrank und mit gestörter Persönlichkeit, für US-Präsident Theodor Roosevelt hält. Im Keller seiner ihn liebenden Tanten leistet er, unter hin und wieder lautstarker missbräuchlicher Nutzung seiner Trompete und seinem stets schmetternden Ruf „Attacke!“, mit seiner eigenwilligen Interpretation des Baus des Panamakanals deren Treiben (un)freiwillig willkommene Beihilfe. 11 „Schleusen“ (ins Jenseits) hat er für die Menschheit (und seine Tanten) schon gegraben.

    Des Weiteren zu sehen ist die lang verschollene und nicht minder geisteskranke Nichte Joana Brewster, gespielt von Nela Graf (8c), die gerne auch ohne Narkose operiert und nun für sich und ihr letztes Opfer (welches die „OP“ natürlich nicht überlebt hat) einen sicheren Unterschlupf sucht. Begleitet wird sie von ihrer Ärztin, Hermine Einstein, gespielt von Jessica Randolt (9b), einer „(in)kompetent“ verrückten Fachfrau im Spezialgebiet plastische Gesichtschirurgie, die Joana schon des Öfteren „verschönert“ hat und diese, wenn sie auf das Ergebnis angesprochen wird, zur Mordlust treibt.

    Komplettiert wird die sympathische Mördertruppe vom natürlich völlig ahnungslosen und als einzigen harmlos-naiven zweiten (adoptierten) Neffen Mortimer Brewster, gespielt von Emilia Stein (9b), der die Nachbarstochter Elaine Harper, gespielt von Maximilia Schmidt (9c) heiraten will. Er schaut deswegen zum, nur diesmal ungiftigen, Verlobungstee vorbei und überlebt die nun folgenden Ereignisse mit knapper Not. Gleiches gilt für Mr. Gibbs, gespielt von Eren Akgül (7a), der von Mortimer gerade noch (un)sanft aus diesem besonders fürsorglichen Haus (zwangs)komplimentiert wird.

    Verstärkt wird das Ensemble durch die willfährige Polizeitruppe mit Brophy (gespielt von Shanaya Schaaf), Klein (gespielt von Surbi Singh (beide 7a)), Lt. Rooney (gespielt von Marie Kalinskij (7b)) und O`Hara (Emilia Heck, 9c), die ihren realen Kollegen alle (Un)ehre machen. Anstatt Hinweisen nachzugehen, verfolgen sie ganz eigene Interessen. So versucht der stark unterbelichtete Polizeibeamte O´Hara, dem im wahrsten Sinne des Wortes – bereits von der zunehmend unberechenbaren Joana in mörderischer Absicht – „gefesselten“ Mortimer ein grottenschlechtes Theaterstück der Marke Eigenbau für seine (Möchtegern)-Karriere in Hollywood schmackhaft zu machen.

    Elaine Harper und ihr Vater, Doktor Harper, gespielt von Jonathan Wockenfuß (8a) sowie die Leiterin der hiesigen Irrenanstalt, Mrs. Witherspoon, gespielt von Jule Walch (9b) runden das Ganze ab.

    Alle Akteure brillierten mit waschechter Professionalität. Besonders beeindruckend war die sichtbare Verschmelzung der Akteure mir ihren Rollen, die phasenweise einem professionellen Theater durchaus Konkurrenz hätten machen können.

    Die Akteure ernteten für ihr Stück zurecht lang anhaltenden Applaus. Schon Wochen vorher liefen die Proben für das Stück auf Hochtouren. Gerade die Beschaffenheit und der Bau der aufwändigen Requisiten kosteten dutzende Arbeitsstunden und alleine hunderte von Schrauben. Einen ähnlich großen Aufwand hatten die Schülerinnen und Schüler, die neben ihren täglichen belasteten Unterrichtsverpflichtungen ihre Freizeit opferten, um die recht anspruchsvollen Texte vorzubereiten, einzustudieren, zu proben und an insgesamt drei Abenden zu präsentieren. Nicht zu vergessen sind dabei auch die vielen tatkräftigen Helfer: Eren Akgül als Souffleur, Jule Walch (9b) (Souffleuse, Maske und Requisite) und das gesamte Ensemble für die Inspizienz und das Bühnenbild ermöglichten einen im wahrsten Sinne des Wortes „mörderisch guten Abend“. Zu danken ist auch den zahlreichen Spendern von Kleidung und Möbelstücken, die das aufwändige Bühnenbild erst ermöglicht haben, den Hausmeistern und der Technik-AG für ihre Unterstützung und dem Reinigungspersonal für dessen unermüdliche Geduld.

    Die Dinge liegen nicht immer so, wie sie anfangs scheinen. Nach diesem Stück bekommt man durchaus Lust auf ein Tässchen „Eis“-Tee – aber bitte ohne „liebevolle Zutat“.