Auf Initiative „Herz statt Hetze“ im Neckar-Odenwald – Kreis besuchte die Politikwissenschaftlerin das Ganztagsgymnasiums Osterburken (GTO). Katrin Himmler ist eine Großnichte des NS-Massenmörders Heinrich Himmler. Sie referierte zum Thema „Rassismus ohne Rassen. Ethnopluralismus – Die Ziele der neuen Rechten und ihre Anknüpfungspunkte an den Nationalsozialismus“. Sie identifizierte neue Erscheinungsformen und alte Argumentationsmuster rassistischer Einstellungen. Sie sensibilisierte die Jugendlichen für das Eintreten für eine demokratische und tolerante Grundhaltung.
Die Ziele der Rechten sind die alten, so Himmler, die Methoden aber vielfältiger und subtiler: Vernetzung, Tarnung, Täuschung und Tabubrüche. Rechte Gewalt trete heute mit einem neuen Ausmaß und neuer Qualität auf. Die Krisen machen Menschen für die Rechten empfänglich. Verschwörungstheorien seien für sie perfekte Anknüpfungspunkte. Auch diese lebten von Feindbildern und einfachen Antworten. Auch Jugendliche seien für die Rechten eine wichtige Zielgruppe, an die man, scheinbar harmlos und sich kümmernd, herantrete.
Die Radikalisierung der Corona-Proteste sei ein klares Warnzeichen. Die Demonstrationen sind bereits gezielt teilweise von gut international vernetzten Rechten unterwandert worden. Sie zielen auch auf die Staatsorgane und staatliche Institutionen. Rechte Denkfabriken unterstützen ihre Bemühen. Nicht unterschätzen dürfe man hier gerade die Rolle des Internets und der Medien.
Abgeordnete rechter Parteien nutzen diese, um zu provozieren. Systematisch reißen sie moralische Hürden ein, die Menschen an ihrer Wahl hindern. Man gewöhne Menschen an ihre Gedanken. Sie treten seriös auf, vermeiden entlarvende Äußerungen. Ihre Sprache basiere auf Codes. Deren Formulierungen sind seit Jahrhunderten Teil der Sprache und werden schnell verstanden. Kulturelle Reinheit und der starke Staat werden idealisiert, Probleme je nach Bedarf unter- oder überdramatisiert, NS-Verbrechen relativiert bzw. verharmlost und ihre Intoleranz geschickt verschleiert.
Zugleich arbeiten sie Gewalttätern zu. Diese treten ohne Hierarchie in kleinen, untereinander vernetzten Zellen auf, um wenig Angriffsfläche zu bieten. Nach Verbrechen und den daraus resultierenden Protesten behaupten rechte Politiker, absichtlich missverstanden worden zu sein. Ihre Distanzierungen dienen nur dazu, in der öffentlichen Wahrnehmung zu bleiben.
Verbrechen werden oft nicht oder nur spät wahrgenommen. Seit 1990 ermordeten Rechte 170 Menschen. Die ungewollt vorhandene Tendenz demokratischer Politiker, aber auch der Medien, die Taten auch durch ein z. B. (vermeintliches) Fehlverhalten der Opfer erklären zu wollen, wird von den Tätern als indirekte Bestätigung umgedeutet. Das provoziert die nächsten Aktionen. Um die – im Übrigen selbst gefährdete Bevölkerung – zu beruhigen, wird die Lage ungewollt verschlimmert. Himmler zeigte auch Parallelen zur Zeit um 1930 auf. Zuletzt ging sie auf die Möglichkeiten ein, gegen den rechten Einfluss vorzugehen. Zentral sei Solidarität mit den Opfern, die bereits der Menschenrechtskatalog des Grundgesetzes fordere.
Im Anschluss beantwortete Himmler zahlreiche Fragen von Schülerinnen und Schülern.
Zum 3. Mal war die Initiative „Herz statt Hetze Neckar Odenwald Kreis“ mit ihren Vertretern, den Herren Fabach und Dorsch, im Rahmen einer Schulwoche am Ganztagsgymnasium Osterburken (GTO) zu Gast. „Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit! Sie will diskutiert, geübt und verinnerlicht werden. Demokratie braucht Bürgerinnen und Bürger, die sich aktiv zur ihr bekennen und menschenfeindlichen Ideologien entschieden widersprechen.“ Diesem Grundsatz folgend, hat sich im Jahr 2016 die Initiative HERZ statt HETZE Neckar-Odenwald-Kreis gegründet.